Rheumatologie
„Rheuma“ ist ein Sammelbegriff für viele verschiedene Erkrankungen und Schmerzzustände am Bewegungsapparat.Es können Gelenke, Muskeln, Sehnen, Schleimbeutel, aber auch die Wirbelsäule und innere Organe betroffen sein. Dabei ist es wichtig, dass Verschleiss-Erkrankungen wie z.B. Arthrosen von entzündlichen Rheuma-Formen abgegrenzt werden.
Bei entzündlich-rheumatologischen Erkrankungen handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Man geht davon aus, dass eine Fehlsteuerung des Immunsystems sowie weitere Faktoren dafür verantwortlich sind. Meist besteht eine genetische Veranlagung. Die Gelenke sind geschwollen und schmerzen bei der Bewegung. Oft ist auch das Allgemeinbefinden eingeschränkt.
Auch Stoffwechsel-Erkrankungen (z.B. Gicht), Infektionen sowie verschleissbedingte (degenerative) Erkrankungen können zu entzündeten Gelenken führen.
Eine exakte Diagnosestellung ist wichtig, damit möglichst rasch die richtigen therapeutischen Schritte unternommen werden können. Dazu werden neben der genauen Erhebung der Krankheitsgeschichte und der sorgfältigen Untersuchung sämtlicher Gelenke und der Wirbelsäule auch Labor-Abklärungen, Röntgen- und Ultraschall-Untersuchungen bei uns in der Praxis durchgeführt. Falls weitere Abklärungen nötig sind, werden diese durch uns organisiert.
Dank hochwirksamer Medikamente (sog. Basistherapien) kann bei einer Autoimmun-Erkrankung meist eine weitgehende Symptomfreiheit erreicht werden und bleibende Schäden werden verhindert. Auch bei Stoffwechsel-Erkrankungen, Infektionen oder degenerativen Gelenksbeschwerden mit entzündlicher Komponente beraten wir Sie gerne und können Sie meist direkt bei uns in der Praxis behandeln. Es ist das Ziel, die beste Therapieoption für Ihre Beschwerden zu finden.
Bei einer frühzeitigen Anwendung von spezifischen Therapien können gute Erfolge erzielt und die Beschwerden nachhaltig verbessert werden.
In diesen Fällen sind Sie bei uns richtig (Behandlungsspektrum):
Die klassische Polyarthritis oder rheumatoide Arthritis ist die häufigste entzündlich-rheumatologische Erkrankung. Meistens sind die Hände und Füsse betroffen.
Im Blut zeigen sich erhöhte Entzündungs-Werte und positive Rheumafaktoren. Mit einer Ultraschall-Untersuchung in unserer Praxis können die entzündlichen Veränderungen an den Gelenken und Sehnen sichtbar gemacht werden.
Es sollte möglichst rasch mit einer Basistherapie begonnen werden. Verschiedene Medikamente wie Schmerzmittel, kurzfristig Kortison, krankheitsmodifizierende Substanzen und bei schwerem Verlauf spezifische Biologika werden bei uns in der Praxis eingesetzt. Die meisten Patienten benötigen am Anfang der Erkrankung auch Ergotherapie und Physiotherapie. Internistische Begleiterkrankungen werden bei der Behandlung mitberücksichtig.
Bei einer frühzeitigen und auf den Patienten abgestimmten Therapie kann eine rasche und gute Beschwerdelinderung erreicht werden.
Auch eine Psoriasis (Schuppenflechte) kann Gelenksentzündungen am Bewegungsapparat verursachen. Häufig sind Sehnen oder die Augen entzündet, auch in der Wirbelsäule oder im Iliosakralgelenk können Entzündungen auftreten. Oft ist die Krankheit von Nagel- und Hautveränderungen begleitet.
Für die Behandlung der Psoriasisarthritis wird eine individuell abgestimmte entzündungshemmende Medikation, eine sogenannte Basistherapie eingesetzt. Bei Bedarf erfolgt eine Zusammenarbeit mit einem Hautarzt.
Moderne Medikamente helfen, die Gelenksentzündungen zu verringern und die Lebensqualität zu verbessern.
Die reaktive Arthritis kommt häufig bei jungen Personen, vor allem bei jungen Männern, vor. Diese Gelenksentzündung tritt ca. 2-4 Wochen nach einem vorausgegangenen Infekt (Grippe, Magendarm-Entzündung etc.) in Erscheinung. Sie kann nur ein Gelenk oder wenige Gelenke betreffen. Auch ein entzündlicher Befall der Wirbelsäule wie auch Sehnen-Entzündungen sind möglich.
Zur Behandlung werden entzündungshemmende Medikamente, manchmal auch Kortison eingesetzt. Bei einem chronischen Verlauf muss wie bei einer klassischen Polyarthritis eine sogenannte Basistherapie eingeleitet werden. Antibiotika sind selten nötig. Meistens heilt die Krankheit aus.
Besteht bei einer rheumatologischen Untersuchung der Verdacht auf eine infektiöse Gelenksentzündung, sind sofort eine Gelenksspülung und eine intravenöse Antibiotikatherapie erforderlich. Dazu werden die Patienten in eine dafür spezialisierte Klinik überwiesen. Bei einer raschen Behandlung erholt sich das infizierte Gelenk und der weitere Verlauf ist gut.
Bei entzündlichen Magen-Darm Erkrankungen wie z.B. bei einem Morbus Crohn oder einer Colitis ulcerosa treten oft Begleiterkrankungen am Bewegungsapparat, an den Augen (Uveitis, Skleritis) und an der Haut auf. Diese Begleiterkrankungen werden durch eine Fehlregulation des Immunsystems hervorgerufen.
Es manifestieren sich Entzündungen an den Gelenken, Sehnen und Muskeln. Nicht selten sind auch das Iliosakralgelenk oder die Wirbelsäule betroffen.
Bei dieser Krankheitsgruppe ist auch eine spezifische immunmodulierende und entzündungskontrollierende Medikation nötig. Diese sog. Basistherapie bieten wir bei uns in der Praxis an. Die ausgewählten Medikamente werden stets mit dem behandelnden Gastroenterologen abgesprochen.
Bei der seronegativen Spondarthropatie oder auch Spondylitis ankylosans ist primär die Wirbelsäule entzündlich erkrankt. Typisches Symptom sind die Rückenschmerzen in der Nacht. Als Ursache wird eine Störung des körpereigenen Abwehrsystems angenommen, die genetische Veranlagung spielt eine Rolle.
Häufig beginnt die Krankheit in den Iliosakralgelenken (Gesäss). Von dort aus können Entzündungen auf die ganze Wirbelsäule übergreifen. Zusätzlich können sich auch Gelenke, Sehnenansätze und die Iris des Auges entzünden.
Es gibt vereinzelt Patienten, bei denen der Morbus Bechterew zu einem Stillstand kommt, oft ist aber wie bei den anderen entzündlichen Autoimmunerkrankungen eine regelmässige, entzündungskontrollierende Medikation notwendig. Dank einer langjährigen medizinischen Erfahrung mit dieser Krankheit existieren potente Medikamente, welche die Schmerzen rasch und anhaltend positiv beeinflussen. Die Schmerzen verschwinden meist vollständig und die Beweglichkeit der Wirbelsäule und der Gelenke bleibt erhalten.
Unter dem Begriff Arthralgien versteht man in der Rheumatologie wechselnde Gelenksbeschwerden. Die Gelenkschmerzen kommen und gehen und betreffen verschiedene Gelenke. Es kann sein, dass bei einer ersten rheumatologischen Untersuchung trotz ausgedehnten Blutuntersuchungen und radiologischen Abklärungen keine Ursache gefunden wird. In der Regel wird dann eine symptomatische Behandlung eingeleitet. Häufig kann im Verlauf eine Erklärung für die Gelenksbeschwerden gefunden werden. Mit spezifischen antientzündlichen Medikamenten besteht eine gute Chance, die Beschwerden positiv zu beeinflussen.
Wenige Wochen bis Monate nach einem Zeckenbiss mit einer Borrelien-Infektion können Entzündungen von einem oder wenigen Gelenken auftreten. Meistens sind das Knie oder das Sprunggelenk betroffen und es zeigt sich eine Schwellung des Gelenkes. Am besten wird die Diagnose anhand einer Untersuchung eines Gelenkpunktates gestellt. Gelenkspunktionen gehören zum rheumatologischen Alltag und können bei uns in der Praxis durchgeführt werden.
Bei der Bestätigung einer sogenannten Lyme-Arthritis erfolgt zuerst eine Antibiotika-Therapie über 4 Wochen, oft kombiniert mit einer schmerzlindernden Medikation. Der anschliessende Verlauf zeigt dann, ob im Anschluss an die Antibiotika-Therapie noch eine Basistherapie notwendig ist. Je früher eine Behandlung erfolgt, desto besser ist die Prognose, dass die Krankheit ausheilt.
Dieses entzündliche Muskel-Rheuma betrifft vor allem ältere Menschen (>50. Lebensjahr). Es handelt sich dabei um eine Entzündung im ganzen Körper. Wo sich genau im Körper die Entzündung abspielt, ist dabei nicht ganz klar.
Typisch sind gürtelförmige Schmerzen im Nacken, Schulter- und Beckengürtel. Folgende weitere Symptome sind möglich: morgendliche Steifigkeit, Gelenkschmerzen, leicht erhöhte Körper-Temperatur, Kopfschmerzen, Empfindlichkeit der Kopfhaut und Schmerzen beim Kauen.
Bei der ärztlichen Untersuchung fällt oft eine generalisierte Steifigkeit des Körpers auf. In einer Ultraschall-Untersuchung bei uns in der Praxis können oft entzündete Schleimbeutel in der Schulter und in den Hüften nachgewiesen werden. Die Blutuntersuchung zeigt stark erhöhte Entzündungswerte.
Bei dieser Erkrankung gehört immer eine sorgfältige Mitbeurteilung von möglichen internistischen Erkrankungen dazu.
Die Behandlung besteht in einer länger andauernden Kortison-Therapie, manchmal begleitet von anderen entzündungskontrollierenden Medikamenten. Die Behandlungsdauer beträgt häufig mehr als ein Jahr. Meistens heilt die Krankheit aus.
Die entzündlichen Bindegewebs-Erkrankungen gehören auch zu den Autoimmunerkrankungen. Es kommt zur Bildung von Autoantikörpern. Oft sind auch Organe entzündlich befallen. Neben Gelenksschmerzen sind auch verschiedene Hauterscheinungen und eine durch Kälte ausgelöste schmerzhafte Weiss-Färbung der Finger (Raynaud-Syndrom) häufige Symptome. Die Ursache ist unbekannt.
Zu diesem Krankheitskomplex gehört der systemische Lupus erythematodes, das Sjögren-Syndrom, die systemische Sklerose, die Polymyositis, Dermatomyositis und die Mischkollagenose (Sharp-Syndrom). Diese Krankheitsbilder sind selten. Sie benötigen neben einer symptomatischen Therapie oft auch spezielle Begleit-Medikamente sog. Basistherapien.
Da in bestimmten Fällen innere Organe (z.B. Herz, Lunge, Niere etc.) befallen werden können, sind neben einer rheumatologischen Betreuung auch spezielle internistische Abklärungen wichtig. Darum werden die Betroffenen zusammen mit einem Zentrumsspital behandelt. Auch bei diesen Erkrankungen kann dank der Medikamente und speziellen Therapien wie z.B. Physiotherapie, Ergotherapie und Lymphdrainage eine deutliche Verbesserung der Beschwerden erreicht werden.
Kristalle verursachen speziell bei älteren Personen Entzündungen in den Gelenken, in den angrenzenden Sehnen und Schleimbeuteln. Auch an der Wirbelsäule können sich Kristalle ablagern. Im Blut sind die Entzündungswerte erhöht.
Wir unterscheiden drei Kristall-Erkrankungen: die Gicht, die Pseudogicht (Chondrokalzinose) und selten die Hydroxylapatit-Erkrankung.
Bei der Gicht ist die erhöhte Harnsäure im Blut typisch.
Bei der Diagnose einer Kristall-Erkrankung werden mit den Betroffenen die Risikofaktoren, die medikamentöse Behandlung und die Ernährungsgewohnheiten besprochen. Die Abklärung und Behandlung einer Kristall-Erkrankung kann bei uns in der Praxis vorgenommen werden.
Im akuten Schub werden Schmerzmittel, Kortison und andere entzündungshemmende Medikamente eingesetzt. Manchmal sind auch Kortisonspritzen notwendig.
Die Hämochromatose ist eine Eisenspeicherkrankheit. Diese Erkrankung ist meist genetisch bedingt. Die Eisenaufnahme im Darm ist gestört und es kommt zu einer erhöhten Eisenablagerung im Körper. Gelenke und Organe (Herz, Leber) werden geschädigt. Die Haut ist oft bronzefarbig. Charakteristisch ist eine Schwellung und Schmerzhaftigkeit des Fingergrundgelenkes des Zeigefingers und Mittelfingers.
Die Diagnose kann anhand einer Blutuntersuchung und einer Röntgen-Aufnahme gestellt werden. Therapeutisch muss das überschüssige Eisen mit einer regelmässigen Aderlass-Behandlung aus dem Körper entfernt werden. Auch entzündungshemmende Medikamente werden eingesetzt. Manchmal müssen, wie bei einer klassischen Polyarthritis spezielle antientzündliche Medikamente verabreicht werden. Mit den spezifischen Behandlungen zeigt sich eine deutliche Reduktion der Beschwerden.
Bei den degenerativen Gelenkserkrankungen (Arthrosen) werden verschiedene Gelenksknorpel im Körper geschädigt. Neben Schmerzen kommt es zu einer Einschränkung der Beweglichkeit und zu Gelenksdeformitäten. Es können entzündliche Schübe mit Gelenksergüssen aufgetreten.
Besonders häufig sind die Fingergelenke, die Hüft- und Kniegelenke betroffen. Neben dem Alter spielen weitere Faktoren wie Fehlstellungen der Beinachsen, Knochenbrüche, Überlastungen der Gelenke durch Übergewicht, eine Schwäche im Knorpelstoffwechsel oder auch entzündlich-rheumatologische Gelenkserkrankungen eine Rolle.
Zur Diagnosestellung gehören neben der klinischen Untersuchung eine Labor-Untersuchung und ein bildgebendes Verfahren (Röntgen oder Ultraschalluntersuchung), wie dies bei uns in der Praxis möglich ist.
Neben einer medikamentösen Therapie zum Erhalt des noch vorhandenen Knorpels werden Medikamente gegen die intermittierend auftretenden Entzündungsschübe eingesetzt, manchmal ist auch eine Kortisonbehandlung nötig. Ebenfalls vorübergehend gute Effekte können mit einer Viskosupplementation (Hyaluronsäure-Präparate) oder Eigenblutinjektionen wie z.B. PRP (engl. platelet rich plasma) erzielt werden.
Daneben ist ein gezielter Muskelaufbau um die betroffenen Gelenke und eine Hilfsmittel-Abklärung wichtig, um die Bewegungsabläufe zu erleichtern. Bei einer fortgeschrittenen Arthrose kommen operative Eingriffe (Gelenksprothesen) zum Einsatz. Die Behandlung von Arthrosen gehört zu den Kerngebieten der Rheumatologie und kann bei uns in der Praxis auch interdisziplinär mit den Orthopäden abgestimmt werden.
Das Fibromyalgiesyndrom (FMS) wurde früher als Weichteilrheuma bezeichnet und ist definiert durch chronische Schmerzen in mehreren Körperregionen. Diese Krankheit ist begleitet von Müdigkeit, Schlafstörungen und psychischen Begleitsymptomen. Die Betroffenen fühlen sich chronisch erschöpft und leiden unter Konzentrationsstörungen. Oft besteht auch eine Depression.
Man geht davon aus, dass eine Kombination aus genetischer Veranlagung und verschiedenen psychischen, sozialen und biologischen Einflüssen für die generalisierten Schmerzen verantwortlich sind.
Auch entzündlich-rheumatologische Erkrankungen wie z.B. eine rheumatoide Arthritis oder ein Lupus erythematodes können im Verlauf der Krankheit zu einer Fibromyalgie führen.
Klinisch, labormässig und radiologisch fehlen eindeutige Befunde. Die Diagnose erfolgt im Ausschlussverfahren.
Die besten Erfolgschancen für eine Besserung der Beschwerden liegen bei einer multimodalen Behandlung (schmerzhemmende Medikation, psychologische Betreuung, Physiotherapie, Entspannungstechniken, angemessenes Bewegungspensum). Oft helfen auch komplementär-medizinische Behandlungen.
Wichtig ist, dass die Betroffenen möglichst aktiv bleiben.
Ihre Spezialistin
Dr. med.
Regina Suter-Pirolo
Fachärztin für Rheumatologie und Allgemeine Innere Medizin FMH